In der Politik wird viel diskutiert über Hartz IV.
Ob es notwendig ist, wie es verändert werden kann, ob die Regelsätze zu niedrig oder gar zu hoch sind, welche gesellschaftliche Veränderung Hartz IV gebracht hat.
Was Hartz IV mit den Menschen konkret macht, bleibt dabei oft auf der Strecke.
Dieser Wirkung des Gesetzes auf einen Mensch, mit seinen erzwungenen Veränderungen in ganz konkreten Lebensbereichen widmet sich die Veranstaltung, die der Rosa Luxemburg Club in Kooperation mit dem Bündnis für Menschenwürde und Arbeit durchführt.
29.1.2019 City Kirche alter Markt
18.30 Uhr Ausstellungseröffnung “Hartz IV macht arm” von John Barrawasser
19.00 Uhr “Heart’s Fear”, Geschichten von Armut und Ausgrenzung, Spielszenen und Lesung mit Bettina Kenter-Götte
Zum einen wird eine Ausstellung von John Barrawasser zu Hartz IV eröffnet. John Barrawasser hat seine Ausstellung von 2007 umgestaltet und aktualisiert. Sie stellt die Absurdität der einzelnen Bereiche des Regelsatzes dar, die ausreichend sein sollen. Mit seinen konkreten Kollagen macht John Barrawasser deutlich, das es vorne und hinten nicht reicht.
Im zweiten Teil erzählt Bettina Kenter-Götte ihre Geschichte mit ihren beruflichen Erfolgen als Schauspielerin, dem Leben als alleinerziehende Mutter, von unsicheren Arbeitsverhältnissen und schließlich von ihrem Leben auf der Grundlage von Hartz IV. Die kämpferische 67jährige war zeitweise selbst von Armut betroffen. Ihr Bühnenstück “Hartz-Grusical” wurde 2011 mit dem Stuttgarter Autorenpreis prämiert; seither setzt sie sich öffentlich für die Enttabuisierung der Armut ein, v.a. bei freien Bühnen- und Medienschaffenden.
Sie sagt: “Wir brauchen auch ein #metoo der von Armut Geschändeten, damit klar wird, wie viele wie schwer betroffen sind.” Mit mutigem Beispiel geht sie voran; in “Heart’s Fear” schildert sie ihre Erfahrungen: “Als Singlemutter diskriminiert und von Behörden drangsaliert, als Schauspielerin honoriert, als Autorin prämiert, vom Jobcenter sanktioniert”.
Wer die couragierte Künstlerin schon in Aktion erlebt hat, weiß, dass die Veranstaltung trotz des brisanten Themas unterhaltsam und kurzweilig wird, denn auch an diesem Abend tritt sie wieder als “Frau Peininger” in Spielszenen auf, bei denen das Lachen im Hals stecken bleibt und kontert als bodenständige “Frau Liba”: “Brauch ma net Hartz, brauch’ ma mehr Herz!”
Literaturhinweis: Bettina Kenter-Götte „Heart`s Fear“
Geschichten von Armut und Ausgrenzung
ISBN 978-3-88021-494-1